Der Herr Jesus machte während seines Wirkens die Kranken gesund, reinigte die Aussätzigen, weckte die Toten auf, triebt die Teufel aus. Die Evangelien erzählen uns nacheinander die Geschichte dieses den Menschen so hingegebenen Lebens.
In diesem Artikel konzentrieren wir uns auf die Heilungen eines 38 Jahre lang Kranken (Johannes 5) und eines von Geburt an blinden Mannes (Johannes 9), deren Lebensumstände der Apostel Johannes sorgfältig beschreibt.
Zwei unterschiedliche Vergangenheiten
Um praktische Fragen zu beantworten, betrachten wir zunächst die Vergangenheit des blind geborenen Mannes, bevor wir die des gelegen Krankes analysieren.
Blind geboren, „daß die Werke GOttes offenbar würden an ihm“
Gott in seiner Souveränität wollte, dass durch den Herrn Jesus Christus außergewöhnliche Wunder geschehen, um den Zweiflern zu beweisen, dass er tatsächlich der lang erwartete Messias war. Und damit diese Wunder geschehen konnten, ließ Gott außergewöhnliche Notsituationen zu. Das Johannesevangelium hebt zwei Hauptereignisse hervor: die Heilung eines blind geborenen Mannes und die Auferstehung eines Mannes, der vier Tage lang tot und begraben war. Doch in beiden Fällen erklärt der Herr deutlich, dass dies aus einem ganz bestimmten Grund geschah. Bezüglich der Auferstehung des Lazarus, die am Ende seines Dienstes stattfand, „sprach er (JEsus): Die Krankheit ist nicht zum Tode, sondern zur Ehre GOttes, daß der Sohn GOttes dadurch geehret werde.“ (Johannes 11,4) Was die Heilung des blind geborenen Mannes betrifft, die viel früher stattfand, wird es gesagt: „JEsus antwortete: Es hat weder dieser gesündiget noch seine Eltern, sondern daß die Werke GOttes offenbar würden an ihm. Ich muß Wirken die Werke des, der mich gesandt hat, solange es Tag ist; es kommt die Nacht, da niemand wirken kann. Dieweil ich bin in der Welt, bin ich das Licht der Welt.“ (Johannes 9,3-5)
Die mögliche Folge einer Sünde
Ohne zu riskieren, in dieser Angelegenheit kategorisch zu sein, deuten zumindest zwei Elemente der Geschichte darauf hin, dass der gelegen Kranke, den der Herr Jesus lange vor dem blind geborenen Mann traf und heilte, an einer Lähmung litt, die eine Folge seiner Sünde war.
- Der Grund dafür ergibt sich aus der Reaktion der Jünger Jesu, als sie später dem blind geborenen Mann begegneten. Sie dachten, die Krankheit sei wahrscheinlich von ihm oder seinen Eltern gekommen, und fragten sich wahrscheinlich nach der Verantwortung der Eltern, denn ein Baby soll unschuldig geboren werden, während dieses bereits blind geboren wurde. Wir bemerken jedoch, dass der Herr sie nicht hinsichtlich der Relevanz ihrer Analyse korrigierte, sondern ihnen lediglich klarmachte, dass der Fall dieses blind geborenen Mannes ein Sonderfall war: Das Übel war nicht die Folge irgendeiner Sünde, weder seiner noch der seiner Eltern. Und wenn die Jünger diese außergewöhnliche Möglichkeit selbst nicht in Betracht gezogen hatten, dann wahrscheinlich, weil sie nicht auf den Fall des Kranken zutraf, dem der Herr viel zuvor begegnet war. Beachten wir nun, dass sie in beiden Fällen einem Mann gegenüberstanden, der jahrzehntelang, genauer gesagt 38 Jahre lang, in höllischen Schmerzen litt (Johannes 5,5), während die Eltern des blind geborenen Mannes zum Zeitpunkt der Szene bestätigten, dass er alt genug war, d. h. reif, sei; was darauf schließen lässt, dass er mindestens 20 Jahre alt war (Reifealter im Alten Bund).
- Nach diesen scheinbar begrenzten Erklärungen könnten berechtigte Zweifel bestehen bleiben, doch die Warnung des Herrn an den Kranken nach seiner Heilung scheint diese Hypothese zu bestätigen: „Danach fand ihn Jesus im Tempel und sprach zu ihm: Siehe zu, du bist gesund worden; sündige hinfort nicht mehr, daß dir nicht etwas Ärgeres widerfahre!“ (Johannes 5,14) Wir können uns daher berechtigterweise die Frage stellen, warum der Herr ihn aus Angst vor Schlimmerem aufforderte, mit dem Sündigen aufzuhören? Hatte er zuvor eine bestimmte Sünde begangen, die zu dieser so behindernden Lähmung geführt hatte? Schließlich sollten wir uns daran erinnern, dass der Herr in den Evangelien nur einmal vor dem Zustand eines Mannes warnte, der sich nach seiner Genesung verschlimmern könnte: in der Predigt über die Befreiung von Dämonen (Matthäus 12,43-45; Lukas 11,24-26).
Zusammenfassend stehen wir hier zunächst (Johannes 5) vor einem Kranken, der 38 Jahre lang gelitten hat, wahrscheinlich aufgrund einer Sünde; und dann (Johannes 9) vor einem blind geborenen Mann, der zumindest seine frühe Kindheit und Jugend in der Dunkelheit verbracht hat, ohne dass er oder seine Eltern auch nur die geringste Sünde begangen hätten. Doch in beiden Fällen beendete die Gnade, die Barmherzigkeit und das Wunder Gottes durch den Herrn Jesus Christus diese Tortur; und wie beeindruckend war jedes dieser Wunder!
Zwei außergewöhnliche Wunder
Natürlich stimmen wir zu, dass jedes Wunder von Natur aus außergewöhnlich ist. Dies soll uns jedoch zeigen, dass selbst göttliche Eingriffe abgestuft sind und dass die beiden Wunder, die wir untersuchen, von sehr großer Bedeutung waren.
Teich Bethesda
In Jerusalem, bei dem Schafhause, befand sich ein Teich, der auf ebräisch Bethesda hieß und fünf Hallen hatte, „in welchen lagen viel Kranke, Blinde, Lahme, Dürre; die warteten, wenn sich das Wasser bewegte. Denn ein Engel fuhr herab zu seiner Zeit in den Teich und bewegte das Wasser. Welcher nun der erste, nachdem das Wasser beweget war, hineinstieg, der ward gesund, mit welcherlei Seuche er behaftet war. Es war aber ein Mensch daselbst, achtunddreißig Jahre krank gelegen. Da JEsus denselbigen sah liegen und vernahm, daß er so lange gelegen hatte, spricht er zu ihm: Willst du gesund werden? Der Kranke antwortete ihm: HErr, ich habe keinen Menschen, wenn das Wasser sich beweget, der mich in den Teich lasse; und wenn ich komme, so steiget ein anderer vor mir hinein. JEsus spricht zu ihm: Stehe auf, nimm dein Bett und gehe hin!“ (Johannes 5,3-8)
Im Teich geschah ein engelhaftes Wunder, doch die Barmherzigkeit war an Bedingungen geknüpft: Nach jeder neuen Bewegung des Wassers musste man der Sportlichste unter den übrigen Kranken sein oder jemanden haben, der einem half, als Erster ins Wasser zu springen. Dies war ein göttliches Wunder auf einer bestimmten Ebene, doch dieses Wunder disqualifizierte diesen Kranken, der trotz der 38 Jahre des Elends, die er bereits erlebt hatte, immer noch Gefahr lief, dass diese Zeit der Wunder ungeheilt vorübergehen würde. Doch in seiner Gnade und Güte ließ Gott eine höhere Ebene der Gnade ins Spiel kommen: die Heilung war nicht mehr die eines Engels, sondern die des Messias. Nicht mehr das Wirken eines Engels, sondern das von Christus selbst. Die höchste Gnade wurde eingesetzt, um diesen gelegen Kranken, vom Leiden trunkenen Menschen zu erreichen.
Teich Siloah („das ist verdolmetschet: gesandt“)
Nach dem vorherigen Wunder, bei dem der Herr Jesus auf den Teich verzichtete, schickte er diesmal den Blinden, der seine Beine benutzen konnte, zu einem Teich, dessen Name für ihn bezeichnend war: „gesandt“. Dieses Wunder erinnert treffend an die Heilung, die Gott dem Syrer Naeman durch den Propheten Elisa gewährte, der ihn siebenmal zum Waschen in den Jordan schickte (2. Könige 5). Nur ein wichtiger Unterschied besteht hier: Der Blinde hatte sein Augenlicht nicht im Laufe seines Lebens verloren; er war so geboren. Doch dieser blinde Mann, dessen Heilungsgeschichte hinreichend beweist, dass er die Heiligen Schriften kannte, reagierte positiv auf diesen Ruf Jesu zum Glauben. Als Jesus auf dieses Blinden Augen einmal den Kot aus Speichel schmierete, schickte er ihn zum Teich Siloah, um sich zu waschen; wiederholte dieser nicht dieselben Argumente, die Naeman beinahe in die Falle gelockt hätten, sondern er hatte Glauben und kehrte auf seinem Weg zu der angegebenen Stelle nie um. „Da ging er hin und wusch sich und kam sehend.“ Die Pracht des Wunders bewies somit die messianische Natur Christi, denn wie dieser seit kurzem sehende und dennoch in den Heiligen Schriften bewanderte Mann damals bezeugen konnte: „Von der Welt an ist's nicht erhöret, daß jemand einem gebornen Blinden die Augen aufgetan habe.“ (Johannes 9,32)
Sowohl die Heilung des gelegen Krankes als auch die des Blindgeborenen waren große Wunder. Doch wenn wir uns die Mühe machen, die Vergangenheit dieser beiden leidenden Männer zu untersuchen und das enorme Ausmaß des Wunders zu begreifen, das für jeden von ihnen gewirkt wurde, können wir die Reaktion aller auf dieses große Wunder besser analysieren.
Verrat vs. Opfer
Jedes dieser beiden Wunder wurde vom Herrn Jesus Christus an einem Sabbattag vollbracht (Johannes 5:10; Johannes 9:14); Abgesehen davon, dass sie blind (geistlich) waren, hatten Schriftgelehrte und Pharisäer eine falsche Interpretation der Heiligen Schrift und des Respekts vor dem Gesetz; Wir sehen es insbesondere in zwei Umständen, die Matthäus (Kapitel 12, 1-14) nacheinander mit folgenden Begriffen beschreibt:
„Zu der Zeit ging JEsus durch die Saat am Sabbat; und seine Jünger waren hungrig, fingen an, Ähren auszuraufen, und aßen. Da das die Pharisäer sahen, sprachen sie zu ihm: Siehe, deine Jünger tun, was sich nicht ziemt, am Sabbat zu tun. Er aber sprach zu ihnen: Habt ihr nicht gelesen, was David tat, da ihn und die mit ihm waren, hungerte, wie er in das Gotteshaus ging und aß die Schaubrote, die ihm doch nicht ziemten zu essen, noch denen, die mit ihm waren, sondern allein den Priestern? Oder habt ihr nicht gelesen im Gesetz, wie die Priester am Sabbat im Tempel den Sabbat brechen und sind doch ohne Schuld? Ich sage aber euch, daß hier der ist, der auch größer ist denn der Tempel. Wenn ihr aber wüßtet, was das sei: Ich habe Wohlgefallen an der Barmherzigkeit und nicht am Opfer, hättet ihr die Unschuldigen nicht verdammt. Des Menschen Sohn ist ein HErr auch über den Sabbat.
Und er ging von dannen fürbaß und kam in ihre Schule. Und siehe, da war ein Mensch, der hatte eine verdorrete Hand. Und sie fragten ihn und sprachen: Ist's auch recht am Sabbat heilen? auf daß sie eine Sache wider ihn hätten. Aber er sprach zu ihnen: Welcher ist unter euch, so er ein Schaf hat, das ihm am Sabbat in eine Grube fällt, der es nicht ergreife und aufhebe? Wieviel besser ist nun ein Mensch denn ein Schaf! Darum mag man wohl am Sabbat Gutes tun. Da sprach er zu dem Menschen: Strecke deine Hand aus! Und er streckte sie aus; und sie ward ihm wieder gesund gleichwie die andere. Da gingen die Pharisäer hinaus und hielten einen Rat über ihn, wie sie ihn umbrächten.“
Wir werden jedoch feststellen – und das ist der Kern unseres Artikels –, dass der geheilte Kranke und der geheilte Blinde völlig unterschiedliche Reaktionen zeigten, als die Pharisäer, jeder zu seiner Zeit, den Urheber seiner Heilung, der damals als gesetzeswidrig und strafwürdig galt, aufforderten, ihn zu nennen. Lesen wir ihre Reaktionen noch einmal:
Reaktion des geheilten Krankes
„Da sprachen die Juden zu dem, der gesund war worden: Es ist heute Sabbat; es ziemt dir nicht, das Bett zu tragen. Er antwortete ihnen: Der mich gesund machte, der sprach zu mir: Nimm dein Bett und gehe hin. Da fragten sie ihn: Wer ist der Mensch, der zu dir gesagt hat: Nimm dein Bett und gehe hin? Der aber gesund war worden, wußte nicht, wer er war; denn JEsus war gewichen, da so viel Volks an dem Ort war. Danach fand ihn Jesus im Tempel und sprach zu ihm: Siehe zu, du bist gesund worden; sündige hinfort nicht mehr, daß dir nicht etwas Ärgeres widerfahre! Der Mensch ging hin und verkündigte es den Juden, es sei JEsus, der ihn gesund gemacht habe.“ (Johannes 5,10-15)
Reaktion des geheilten Blindgeborenen
„Die Nachbarn, und die ihn zuvor gesehen hatten, daß er ein Bettler war, sprachen: Ist dieser nicht, der da saß und bettelte? Etliche sprachen: Er ist's; etliche aber: Er ist ihm ähnlich. Er selbst aber sprach: Ich bin's. Da sprachen sie zu ihm: Wie sind deine Augen aufgetan? Er antwortete und sprach: Der Mensch, der JEsus heißet, machte einen Kot und schmierete meine Augen und sprach: Gehe hin zu dem Teich Siloah und wasche dich. Ich ging hin und wusch mich und ward sehend. Da sprachen sie zu ihm: Wo ist derselbige? Er sprach: Ich weiß nicht. Da führeten sie ihn zu den Pharisäern, der weiland blind war. (Es war aber Sabbat, da JEsus den Kot machte und seine Augen öffnete.) Da fragten sie ihn abermal, auch die Pharisäer, wie er wäre sehend worden. Er aber sprach zu ihnen: Kot legte er mir auf die Augen, und ich wusch mich und bin nun sehend. Da sprachen etliche der Pharisäer: Der Mensch ist nicht von GOtt, dieweil er den Sabbat nicht hält. Die andern aber sprachen: Wie kann ein sündiger Mensch solche Zeichen tun? Und es ward eine Zwietracht unter ihnen. Sie sprachen wieder zu dem Blinden: Was sagest du von ihm, daß er hat deine Augen aufgetan? Er aber sprach: Er ist ein Prophet. Die Juden glaubten nicht von ihm, daß er blind gewesen und sehend worden wäre, bis daß sie riefen die Eltern des, der sehend war worden, fragten sie und sprachen: Ist das euer Sohn, von welchem ihr saget, er sei blind geboren? Wie ist er denn nun sehend? Seine Eltern antworteten ihnen und sprachen: Wir wissen, daß dieser unser Sohn ist, und daß er blind geboren ist. Wie er aber nun sehend ist, wissen wir nicht; oder wer ihm hat seine Augen aufgetan, wissen wir auch nicht. Er ist alt genug, fraget ihn; lasset ihn selbst für sich reden. Solches sagten seine Eltern; denn sie fürchteten sich vor den Juden. Denn die Juden hatten sich schon vereiniget, so jemand ihn für Christum bekennete, daß derselbe in Bann getan würde. Darum sprachen seine Eltern: Er ist alt genug, fraget ihn. Da riefen sie zum andernmal den Menschen, der blind gewesen war, und sprachen zu ihm: Gib GOtt die Ehre! Wir wissen, daß dieser Mensch ein Sünder ist. Er antwortete und sprach: Ist er ein Sünder, das weiß ich nicht; eines weiß ich wohl, daß ich blind war und bin nun sehend. Da sprachen sie wieder zu ihm: Was tat er dir? Wie tat er deine Augen auf? Er antwortete ihnen: Ich hab's euch jetzt gesagt; habt ihr's nicht gehöret? Was wollt ihr's abermal hören? Wollt ihr auch seine Jünger werden? Da fluchten sie ihm und sprachen: Du bist sein Jünger; wir aber sind Mose's Jünger. Wir wissen, daß GOtt mit Mose geredet hat; diesen aber wissen wir nicht, von wannen er ist. Der Mensch antwortete und sprach zu ihnen: Das ist ein wunderlich Ding, daß ihr nicht wisset, von wannen er sei; und er hat meine Augen aufgetan! Wir wissen aber, daß GOtt die Sünder nicht höret, sondern so jemand gottesfürchtig ist und tut seinen Willen, den höret er. Von der Welt an ist's nicht erhöret, daß jemand einem gebornen Blinden die Augen aufgetan habe. Wäre dieser nicht von GOtt, er könnte nichts tun. Sie antworteten und sprachen zu ihm: Du bist ganz in Sünden geboren und lehrest uns? Und stießen ihn hinaus.
Es kam vor JEsum, daß sie ihn ausgestoßen hatten. Und da er ihn fand, sprach er zu ihm: Glaubest du an den Sohn GOttes? Er antwortete und sprach: HErr, welcher ist's, auf daß ich an ihn glaube? JEsus sprach zu ihm: Du hast ihn gesehen, und der mit dir redet, der ist's. Er aber sprach: HErr, ich glaube; und betete ihn an. Und JEsus sprach: Ich bin zum Gerichte auf diese Welt kommen, auf daß, die da nicht sehen, sehend werden, und die da sehen, blind werden. Und solches höreten etliche der Pharisäer, die bei ihm waren, und sprachen zu ihm: Sind wir denn auch blind? JEsus sprach zu ihnen: Wäret ihr blind, so hättet ihr keine Sünde; nun ihr aber sprechet: Wir sind sehend, bleibet eure Sünde.“
Eingeschränkte Heilung vs. volle Gabe Gottes
Bevor wir, falls nötig, auf diese beiden Reaktionen eingehen, möchten wir noch einen dritten Fall der Heilung erwähnen, die der Messias zehn Aussätzigen gewährte. Die Geschichte wird uns von Lukas erzählt (Kapitel 17, 11–19).
„Und es begab sich, da er reisete gen Jerusalem, zog er mitten durch Samarien und Galiläa. Und als er in einen Markt kam, begegneten ihm zehn aussätzige Männer, die stunden von ferne und erhuben ihre Stimme und sprachen: JEsu, lieber Meister, erbarme dich unser! Und da er sie sah, sprach er zu ihnen: Gehet hin und zeiget euch den Priestern. Und es geschah, da sie hingingen, wurden sie rein. Einer aber unter ihnen, da er sah, daß er gesund worden war, kehrete er um und preisete GOtt mit lauter Stimme und fiel auf sein Angesicht zu seinen Füßen und dankete ihm. Und das war ein Samariter. JEsus aber antwortete und sprach: Sind ihrer nicht zehn rein worden? Wo sind aber die Neune? Hat sich sonst keiner funden, der wieder umkehrete und, gäbe GOtt die Ehre, denn dieser Fremdling? Und er sprach zu ihm: Stehe auf, gehe hin! Dein Glaube hat dir geholfen“
Wir sehen die eklatante Undankbarkeit des geheilten Krankes, der trotz des anhaltenden Leidens, das er erlitten hatte und das, wie wir gesehen haben, wahrscheinlich die Folge einer begangenen Sünde war, sich nicht einen Augenblick lang herabließ, seinem Wohltäter, dem Herrn, der ihm diese ach so unverdiente Heilung gewährt hatte, auch nur die geringste Dankbarkeit zu zeigen. Wir sehen vielmehr, dass er, nachdem er nach der Identität seines Heilers gefragt wurde und er dem Herrn im Tempel wieder begegnete, sich nicht herabließ, auf die liebevolle Empfehlung Christi zu hören, der ihm vorschrieb, nicht mehr zu sündigen, aus Angst, dass ihm etwas Schlimmeres widerfahren könnte. Vielleicht bildete er sich ein, er müsse nur etwas vorsichtiger sein hinsichtlich der Art von Sünde, die ihn zur Krankheit geführt hatte, Tatsache bleibt jedoch, dass er sich nicht herabließ, Ihn um Hilfe für dieses neue Leben zu bitten, zu dem er eingeladen war; Andererseits ist eines sicher: Sobald er gewarnt wurde, beging er die schlimmste Sünde, die er begehen konnte: Er enthüllte die Identität des Herrn Jesus, wohl wissend, dass diejenigen, die ihn fragten, ihn dafür bestrafen wollten, dass er dies an einem Sabbat getan hatte. Welch eine Tragödie! Judas war also nicht der erste, der Christus verriet. Diese Haltung der Undankbarkeit sehen wir auch bei den neun geheilten Aussätzigen, die sich nach ihrer Heilung nicht dazu herabließen, dem Herrn Jesus zu danken, im Gegensatz zum Samariter, zur zehnte Person. Doch sowohl im einen als auch im anderen Fall handelt es sich um Undankbarkeit. Im Fall des geheilten Kranken wird die Undankbarkeit durch Verrat noch verstärkt, denn es fehlt nicht nur an Anerkennung, sondern, was noch schlimmer ist, es kommt zur Lieferung an den Feind, zur Hilfe für denjenigen, der dem Wohltäter schaden will.
Was sehen wir im Gegensatz dazu bei dem Mann, der blind geboren wurde? Vielleicht wusste er, nachdem er die Lebensqualität seiner Eltern und seine eigene kennengelernt hatte, genau, dass er nicht das Opfer der Folgen irgendeiner Sünde war (wie Christus selbst bezeugte); aber trotz alledem verfluchte er Gott nie. Und als sich schließlich die Gelegenheit bot, empfing er Heilung vom Herrn. Und was beobachten wir, als er vor die Juden gezerrt wurde? Er widersetzte sich seinem Wohltäter zu keinem Zeitpunkt. Obwohl er seine Identität nicht genau kannte, wusste er, dass er es zumindest mit einem Propheten zu tun hatte. Obwohl die Juden hatten sich schon vereiniget, so jemand ihn für Christum bekennete, daß derselbe in Bann getan würde. (Johannes 9:22), wusste er, dass er es mit einem Diener Gottes zu tun hatte. Und als er später, wie der geheilte Kranke, dem Messias begegnete, der ihm seine Identität offenbarte, verhielt er sich nicht wie dieser, sondern nahm das Wort an, die Einladung Christi: an den Sohn Gottes zu glauben; Denn sobald der Herr ihm offenbart hatte, dass er der Sohn Gottes war, den er zum Glauben aufforderte, warf sich dieser Mann mit offenen Augen – sowohl biologisch als auch geistig – spontan vor dem Herrn nieder und erklärte: „HErr, ich glaube; und betete ihn an.“ (Johannes 9,35-38). Was wir hier darstellen möchten, was sowohl dem geheilten Blindgeborenen als auch dem dankbaren, gereinigten Aussätzigen als Erstes ins Auge fällt, ist die Heilung, die sie jeweils erfahren hatten, und in gewissem Maße auch die Dankbarkeit, die sie gezeigt hatten. Doch in Wirklichkeit erfuhren diese beiden über diese körperlichen Heilungen hinaus viel mehr, nämlich geistige Heilung: Sie wurden gerettet.
Gott setzt körperliche Heilung ebenso wie das Wunder regelmäßig ein, um uns zu etwas Größerem zu führen: um uns zum Glauben an Christus einzuladen, so wie es diese beiden dankbaren Menschen taten, die der eine das Risiko der Exkommunikation auf sich nahmen und der andere seinen schlechten Ruf als Samariter nicht berücksichtigten. Ihre Dankbarkeit öffnete ihre Herzen für den Glauben, für die Erlösung.
Andererseits, wie wir am Beispiel des geheilten Kranken oder der neun anderen gereinigten Aussätzigen sehen, führt Undankbarkeit im schlimmsten Fall dazu, dass wir in dieselben Fehler zurückfallen, nur mit schlimmeren Folgen; und im besten Fall hindert sie uns daran, die Fülle Gottes in Christus Jesus zu empfangen!
Lasst uns Gott, dem Schöpfer, für jedes seiner Werke in unserem Leben dankbar sein. Lasst uns nichts als selbstverständlich betrachten, sondern lernen, Gott, dem Herrn, Dankbarkeit zu zeigen!
In Christus Jesus, unserem Herrn und Erlöser!
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